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Kirche braucht die Ergänzung von Alt und Jung

Nicole Dungl im Interview zur Freien Christengemeinde – Pfingstgemeinde in Österreich

 

Was begeistert dich an den Freien Christengemeinden am meisten?

Ihre Offenheit gegenüber Nationen, Generationen und gesellschaftlicher Herkunft. Und ihre Beweglichkeit in dem Sinn, dass nicht alles bereits vorgegeben ist. Jedes Gemeindemitglied kann sich jederzeit mit Ideen und Fähigkeiten einbringen. Man erkennt, dass man gegenseitig die Ergänzung von Alt und Jung braucht. Die Freie Christengemeinde fördert Vielfalt, und das zeigt sich in der großen Bandbreite ihrer Gemeinden. Ich freue mich, dass ich dort Menschen begegne, die mit ihrer Begeisterung für Gott wiederum mich anstecken.

Wie beschreibst du die Gottesdienste und das Gemeindeleben?

Freudig und unkonventionell. Die Musik schafft ein Ambiente der Anbetung und Gegenwart Gottes und passt zu unserer Zeit und Gesellschaft. Die Predigt ist lebensnah und wendet die Bibel auf den Alltag an. Wer in den Gottesdienst kommt, soll Jesus Christus in einer persönlichen Beziehung erleben können. Darüber hinaus gibt es ansprechendes Programm für junge Menschen. Oder Kleingruppen, die sich, dem biblischen Gedanken entsprechend, zu Hause bei Gemeindemitgliedern treffen. Oft bieten Gemeinden auch Grundkurse zum christlichen Glauben an.

Warum gibt es kirchliche Gemeinden? Wie helfen sie Menschen?

Zunächst ist die Gemeinde der Bibel nach keine Idee von Menschen, sondern ein Vorhaben von Gott. Neue Gäste fühlen sich angenommen und wahrgenommen, weil Menschen sich für sie interessieren. Sie lernen Gott und sein Wesen kennen und erfahren Stärkung. Auf lange Sicht können Menschen Glauben nicht allein leben, sondern brauchen andere Gläubige. Man könnte den Vergleich mit Kohle anstellen, die außerhalb von Feuer rasch abkühlen würde. Die Gemeinde ist der Nährboden, in dem Menschen in ihrem Glaubensleben wachsen können. Gleichzeitig ist es ihre Aufgabe, der Gesellschaft das Evangelium nahe zu bringen, sozialen Nöten zu begegnen und Ratgeberin in Lebensfragen zu sein.

Wie hat die Freie Christengemeinde zu deiner persönlichen Beziehung mit Gott beigetragen?

Ich habe als Jugendliche zum christlichen Glauben gefunden. Dabei hat mir meine damalige Gemeinde sehr geholfen, weil ich dort beobachten konnte, wie Menschen Glauben in ihrem täglichen Leben leben. Freunde und Erwachsene waren so gut wie zu jeder Tages- und Nachtzeit für meine Fragen da. Heute macht es mich glücklich, dass die Freie Christengemeinde meinen geistlichen Dienst als Pastorin bestätigt. Ich habe diese Berufung bereits in jungen Jahren empfunden, und es ist ein Vorrecht, dass hier die Tür für Frauen offen steht.

Welche Entwicklung der letzten Zeit überrascht dich an der Freien Christengemeinde?

Es begeistert mich, dass sich uns viele Gruppierungen freikirchlicher Gemeinden angeschlossen haben und viele weitere Gemeinden Teil von uns werden möchten. Es zeigt für mich, dass die Christen und Christinnen in unserem Land zusammenrücken. Dass wir das auch allgemein als Freikirchen tun, hat Zukunftspotenzial. Jesu letztes Gebet auf Erden war das Gebet um Einheit, und Einheit bringt immer Segen.

Hintergründe

Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts erleben Gläubige in den USA durch Gebet Gottes Heiligen Geist auf eine Weise, die mit dem Pfingstfest der biblischen Apostelgeschichte vergleichbar ist. In der Folge entstehen weltweit so genannte Pfingstkirchen.

Zu Beginn der 1920er Jahre gründen schwedische Missionare und Missionarinnen in Wien Freie Christengemeinden. Unter der Mitwirkung von Schweizer Predigern entsteht bald eine Pfingstgemeinde im Salzkammergut. 1936 bis 1938 kommt es aufgrund der politischen Lage für staatlich nicht anerkannte Religionsgemeinschaften zum Verbot öffentlicher Gottesdienste und zum Versammlungsverbot; ausländische Missionare müssen das Land verlassen. Durch Versammlungen in Häusern können die überzeugten Christen und Christinnen ihr Glaubensleben während dieser Zeit aufrechterhalten.

1946 gründen Pastoren aus Österreich den Bund der „Freien Christengemeinden in Österreich“. Der hohe Flüchtlingsanteil und die Auswanderungswelle der Fünfzigerjahre bedingen eine starke Abnahme der Mitgliederzahl, die danach jedoch stetig durch heimische Bevölkerung wächst. Um die Jahrtausendwende schließen sich einige bislang unabhängige Gruppierungen freikirchlicher Gemeinden dem Bund an, der sich heute als Freie Christengemeinde – Pfingstgemeinde in Österreich bezeichnet.

Link: Freie Christengemeinde – Pfingstgemeinde in Österreich